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Beispiele und Aufgaben im Modul Dimensionierung und Operationalisierung des Forschungsprogramms
- Beispiel
4: „Kundenzufriedenheit“ - vom theoretischen
Konstrukt zum Messinstrument
- A) Definition:
- Zufriedenheit
meint die gefühlsmäßige (affektive)
Reaktion auf einen kognitiven Vergleich von Erwartungen und Erfahrungen
und eine damit verbundene Bestätigung und
Nichtbestätigung von Erwartungen.
- Somit
ist die Kundenzufriedenheit: „Ergebnis eines psychischen Vergleichsprozesses
zwischen der wahrgenommenen Produktrealität und der
Erwartungen an dieses Produkt“
- B) Dimensionierung:
- 1.
Soll-Komponente
- Die
Soll-Komponente bezieht sich auf die Erwartungen. Sie
umfaßt die Gesamtheit der Vorstellungen eines Kunden
über das Spektrum der Unternehmensleistung:
- Abbildung 1-18:
Dimensionen der Unternehmensleistungen
Erwartungen sind allgemein und komplex. Sie
entstehen durch:
-
persönliche
Bedürfnisse,
-
das
Ausmaß der bisherigen Erfahrungen,
-
direkte
Kommunikation über die Unternehmensleistung, (Werbung,
Verkaufsgespräche, etc.),
-
indirekte Kommunikation über
(Mund-zu-Mund-Komm., Medien, externe Tests).
Die Art und Weise wie Erwartungen entstehen,
beeinflusst auch die Höhe von Erwartungen bzw. den
Ausprägungsgrad von Erwartungen. Es lassen sich demnach
unterscheiden:
-
realistische
Erwartungen (Ist-Leistung, die auf Erfahrungen mit dem Produkt oder
Infos über das Produkt beruht),
-
ideale
Erwartungen (Zielorientierung
einer Person, Idealausprägungen),
-
tolerierbare
Leistung (Ist-Leistung,
die die Person gerade noch zu akzeptieren bereit ist),
-
faire
Leistung (Ist-Leistung,
die die Person als gerecht noch zu akzeptieren bereit ist),
-
erfahrungsgestützte
Erwartung (Ist-Leistung,
die auf Erfahrung mit allen Produkten der jeweiligen Produktkategorie
basiert).
- Zusammenfassung: die Soll-Komponente der
Kundenzufriedenheit bzw. die Erwartungen der Kunden wird von einer
Vielzahl von Faktoren beeinflusst; der Ausprägungsgrad bzw.
die Höhe von Erwartungen fällt unterschiedlich aus.
- 2.
Ist-Komponente
- Als
Ist-Komponente wird die wahrgenommene
Produktrealität bzw. die Erfahrungen mit einem Produkt
verstanden.
- C) Das theoretische Modell
- Abbildung 1-19:
Produkterwartungen / Produkterfahrungen
- D) Die Operationalisierung
- Das ServQual-Verfahren versucht,
Servicequalität zu erfassen und zu messen.
ServQual dient konkret der Messung der Divergenz zwischen
Qualitätserwartung (QE) und
Qualitätsbeurteilung (QB):
Zur Messung der wahrgenommenen
Qualität werden in einem Fragebogen 22 Items, die die
fünf Dimensionen der Qualität
repräsentieren, formuliert. Zu jedem Item wird eine
Doppelskala erstellt:
-
- „so sollte es sein“ =
Erwartungen
-
- „so ist es“ =
erlebte Qualität
- Angewendet wird eine 7er-Skala - von
„stimme ich völlig zu“ bis
„lehne ich entschieden ab“.
- Die
sich ergebende Differenz zwischen den Aussagen liefert eine Aussage
darüber, wie groß die Divergenz zwischen erlebter
und erwarteter Dienstleistung ist.
- Abbildung 1-20: SERVQUAL -
Doppelskala
-
- E) Das
Meßinstrument
- 1. Tangibles
-
- E1 = Die technische Ausrüstung von ...
sollte dem neuesten Stand entsprechen.
-
- E2 = Die Geschäftsräume von
... sollten ansprechend gestaltet sein.
-
- E3 = Die Angestellten sollten ordentlich
angezogen sein und einen sympathischen Eindruck machen.
-
- E4 = Die Gestaltung der
Geschäftsräume von ... sollte der Art der
Dienstleistung angemessen sein.
-
- Reliability
-
- E5 = Wenn ... die
Fertigstellung eines Auftrags bis zu einem bestimmten Zeitpunkt
versprechen, sollten sie diesen auch einhalten.
-
- E6 = Kundenprobleme
sollten ernstgenommen und mitfühlend und beruhigend behandelt
werden.
-
- E7 = Man sollte
sich auf ... verlassen können.
-
- E8 = Die
Dienstleistung sollte zu dem Zeitpunkt ausgeführt sein/werden,
zu dem sie versprochen wurde.
-
- E9 = ... sollte
eine ordentliche Auftragsbuchführung besitzen.
-
- Responsiveness
-
- E10 = Man sollte von ... nicht erwarten, dass
sie den Kunden genau darüber Auskunft geben, wann die Leistung
ausgeführt sein wird.
-
- E11 = Es ist unrealistisch, als Kunde prompten
Service von den Angestellten in ... zu erwarten.
-
- E12 = Die Angestellten müssen nicht
permanent gewillt sein, den Kunden zu helfen.
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- E13 = Es ist in Ordnung, wenn die Angestellten
zu beschäftigt sind, um Kundenwünsche unmittelbar zu
erfüllen.
-
- Assurance
/ Competence
-
- E14 = Kunden sollten den Angestellten von ...
vertrauen können.
-
- E15 = Kunden sollten sich während des
Kontaktes zu den Angestellten wohlfühlen können.
-
- E16 = Die Angestellten von ... sollten
höflich sein.
-
- E17 = Die Angestellten sollten angemessene
Unterstützung im Unternehmen erhalten, um ihre
Tätigkeit gut ausführen zu können.
-
- Empathy /
Courtesy
-
- E18 = Von ... sollte nicht erwartet werden,
dass sie jedem Kunden individuelle Aufmerksamkeit widmen.
-
- E19 = Von Angestellten dieser Firmen kann nicht
erwartet werden, dass sie sich persönlich um den Kunden
kümmern.
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- E20 = Es ist unrealistisch, von den
Angestellten zu erwarten, dass sie Bedürfnisse ihrer Kunden
kennen.
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- E21 = Es ist unrealistisch zu erwarten, dass
... nur das Interesse ihrer Kunden im Auge haben.
-
- E22 = Man sollte von ... nicht erwarten, dass
ihre Öffnungszeiten angenehm für alle Kunden sind.
- Nachteile
der vorgenommenen Operationalisierung: Die Aussage „so sollte es
sein“ kann von den Kunden völlig unterschiedlich
interpretiert werden, z.B. als:
-
gewünschtes
Niveau
-
Mindestniveau
-
Idealniveau
-
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